Landkarte  Einzugsgebiet unserer Einrichtung

 

Die heutige Gemeinde Wildflecken ist entstanden aus den drei ehemals selbständigen Gemeinden Wildflecken, Neuwildflecken und Oberbach.

Der erste historische Beleg stammt aus dem Jahr 1524, als ein Balthasar Schramm, vermutlich aus Oberweißenbrunn, sich unter dem Forstmeister Dietz von Rotenkolben „eine Stunde von der Sinnquelle entfernt am Fuße des Kreuzbergs“ ansiedelte.

 

Die barocke katholische Kirche wurde im Jahr 1717 erbaut, 1929 erweitert und seitdem mehrfach renoviert. Erst seit 1951 ist Wildflecken eine selbständige Pfarrei, vorher erfolgte die Betreuung durch die Pfarrei Oberbach.

 

Mit dem Bau des Truppenübungsplatzes 1937 waren auch viele evangelische Christen zugezogen. Diese feierten ab 1945 zunächst in verschiedenen Räumlichkeiten und dann in einer Notkirche Gottesdienst. Seit 1958 gibt es eine eigene evangelisch - lutherische Kirchengemeinde, die 1959 dann auch ihr eigenes Gotteshaus, die Kreuzkirche, einweihen konnte.

 

Für die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde war die Inbetriebnahme der Sinntalbahn im Jahre 1908 außerordentlich wichtig. Im Laufe der Jahre verlor sie jedoch immer mehr an Bedeutung. Nachdem im Herbst 2016 die Freistellung der Strecke durch die DB wirksam wurde, konnte 2018 mit dem Bau eines Radwegs, dem Rhönexpress-Bahn-Radweg, begonnen werden, der im Juni 2019 feierlich eingeweiht wurde.

 

Der Bau des 6000 ha großen Truppenübungsplatzes im Jahre 1937 war der gravierendste Einschnitt in der Geschichte Wildfleckens. Es entstand eine Arbeitersiedlung, heute Fleischhauerstraße, und eine Reihe weiterer Gebäude in der Jahn- und Reußendorfer Straße. Am Fuß des Kreuzbergs wurde außerdem eine Munitionsanstalt (Muna) gebaut, der heutige Ortsteil Oberwildflecken. Nach dem 2. Weltkrieg ließen sich vor allem Heimatvertriebene und Flüchtlinge aus dem Osten hier nieder, hinzu kam ein großer Teil der Bewohner der abgesiedelten Ortschaften aus dem Truppenübungsplatz. So entstand 1951 die Gemeinde Neuwildflecken. Mit der Rhönkaserne (erbaut 1965) in Oberwildflecken und der Stationierung von Soldaten der Bundeswehr wurde der Militärstandort Wildflecken weiter ausgebaut, denn das „alte Lager“ nutzte seit Kriegsende die US-Armee. Mehrere Tausend Soldaten waren dort untergebracht. Mit dem Bau von „Klein-Manhattan“ und der Errichtung von Wohnhäusern im „Lager“ zogen immer mehr amerikanische Familien in unsere Gemeinde. Dies hatte einen erheblichen Einfluss auf die Geschäftswelt, die Gastronomie und die Wohnungssituation.

 

1970 schlossen sich die Gemeinden Wildflecken und Neuwildflecken zur Gemeinde Wildflecken zusammen, im Rahmen der Gebietsreform 1978 kam die Marktgemeinde Oberbach hinzu. Die neue Gemeinde mit ca. 3500 Einwohnern trägt seitdem den Namen „Markt Wildflecken“.

 

Die politischen Veränderungen in den früheren Ostblockstaaten hatten auch direkte Auswirkungen auf die Gemeinde Wildflecken. 1988 errichtete die Regierung von Unterfranken in Oberwildflecken ein Übergangswohnheim für 300 Spätaussiedler. Der überwiegende Teil von ihnen kam aus Kasachstan und Polen. Viele von ihnen haben bei uns ein neues zu Hause gefunden, haben sich Häuser gebaut und sind mittlerweile sehr gut in die Gemeinde integriert. Die Einwohnerzahl war damit auf über 3800 angewachsen. Dies hatte auch erhebliche Auswirkungen auf die Situation in Schule und Kindergarten, die an ihre Kapazitätsgrenzen kamen und erweitert werden mussten.

 

Wildflecken war hinsichtlich seiner Bevölkerungsstruktur noch nie eine „normal gewachsene Gemeinde“, sondern setzt sich aus Arbeitern, die den Truppenübungsplatz gebaut haben, aus Soldaten der Bundeswehr und der US-Armee, aus Flüchtlingen und Vertriebenen und Spätaussiedlern zusammen. Später kamen noch Neubürger aus ganz Deutschland hinzu, die vornehmlich in „Klein-Manhattan“ wohnen.

 

Eine „Katastrophe“ für die Gemeinde war aufgrund der neuen politischen Weltlage der Abzug der Amerikaner im Jahre 1994. Über 1000 Beschäftigte verloren ihren Arbeitsplatz, viele Geschäfte und Gasthäuser mussten schließen, hunderte von Wohnungen wurden frei, die Einwohnerzahl schrumpfte erheblich. Die Soldaten der Bundeswehr zogen in die ehemalige US-Kaserne in Wildflecken um, die erst 1965 erbaute Rhönkaserne wurde aufgegeben, abgerissen und mittlerweile in einen Gewerbepark umgewandelt. Die Schule zog für die nächsten 25 Jahre in die frei gewordene „Middle School“ ins Lager. Inzwischen wurde das Schulgebäude in der Reußendorfer Straße generalsaniert und die Turnhalle neu gebaut. 2019 erfolgte die feierliche Einweihung. Das Hallenbad musste aus Kostengründen weichen. Wegen der gesunkenen Schülerzahlen wurden Klassen geschlossen. Es besteht nun ein Schulverbund mit der Mittelschule Bad Brückenau. In Wildflecken gibt es noch acht Klassen bis zur Jahrgangsstufe sechs, die Schüler der Jahrgangsstufen sieben bis zehn werden in Bad Brückenau unterrichtet. Für alle Schüler gibt es ein Ganztagsangebot (Hort und offene Ganztagsschule). Auch auf die Kindergärten wirkte sich der Bevölkerungsrückgang aus, hinzu kam der demographische Wandel unserer Gesellschaft. In Oberwildflecken wurde der Kindergarten geschlossen und mit dem Kindergarten St. Josef in Wildflecken zusammengelegt. Trotz aller Bemühungen der zuständigen Politiker für einen entsprechenden Ausgleich zu sorgen, konnten die Nachteile, die sich durch den Abzug der Amerikaner ergeben haben, bis heute nicht vollständig kompensiert werden. Aktuell wohnen (Stand März 2020) 2870 Menschen im Markt Wildflecken.

 

Dennoch lässt es sich in Wildflecken „gut leben“. Neben einem vielfältigen Angebot der örtlichen Vereine (siehe Homepage des Marktes Wildflecken) stehen den Bürgern u.a. die Bibliothek, das Haus der Schwarzen Berge und seit September die sog. „PumpBASE“ für ihre Freizeitgestaltung zur Verfügung.

 

Norbert Helfrich